Das Heldenprojekt by Linker Christian

Das Heldenprojekt by Linker Christian

Autor:Linker, Christian [Linker, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
veröffentlicht: 2016-01-22T00:00:00+00:00


»Es geht nicht darum, was ich empfinde«, weist Magnus Mahlmann bescheiden jedes Interesse an seiner Person von sich. Dabei ist der sensible Sechzehnjährige so etwas wie der kreative Kopf der jugendlichen Aktivistengruppe. Aus seiner Feder stammen die Gedichte auf den Plakaten des Projekts. Für ihn haben Ferdinand Veith und der BBO nichts in der Stadt verloren. »Und gar nicht in diesem Land oder auf dem Planeten«, fügt er wild entschlossen hinzu. Mit ihrem beherzten Handeln hart am Rande der Legalität stechen Magnus und seine Freunde aus der Masse einer ansonsten angepassten Jugend heraus und sind vielleicht die letzten Rebellen unserer Zeit.

In dieser Weise war der ganze Artikel verfasst. Sebi wurde als der kühle und abgeklärte Macher vorgestellt, der sich clever von jeder strafrechtlichen Verantwortung distanziert und die Kampagne der Jugendlichen sachlich, aber eindrucksvoll als schlechthin notwendig skizziert. »Irgendjemand muss ja was gegen den BBO unternehmen«, konstatiert der Elftklässler gelassen.

Marie hingegen betrat die Arena des lokalen Ruhmes als eine Art politische Lara Croft. Eva Kern nannte Marie eine engagierte Kämpferin, die mit ebenso viel Mut wie Herzblut für Freiheit und Toleranz eintritt. Die attraktive Siebzehnjährige will den Bund für Bürgeroffensive das Fürchten lehren.

Und die Überschrift hatte Marie auch spendiert. Damit mal was passiert: Jugendliche dichten gegen Rechts. So hatte Eva Kern getextet.

Ich war wütend und fühlte mich ohnmächtig. Der Artikel stellte uns oberdämlich dar, fand ich. Wir konnten nicht das Geringste dagegen tun. Ich dachte an die Schule. Sicher hatte fast die Hälfte der Leute aus meiner Stufe den Text schon gelesen. Nicht weil sie etwa jeden Morgen die Zeitung lesen würden, sondern weil genau in diesen Minuten in der ganzen Stadt irgendwelche Mütter und Väter garantiert gerade zu meinen Mitschülern sagten: »Guck mal, der Magnus und der Sebastian aus deiner alten Klasse, die sind in der Zeitung.«

Ungewollt ging ich im Kopf die Gesichter einiger Eltern durch, die ich kannte, und blieb am Gesicht von Frau Altmeister hängen, der Mutter von Arno Arschloch. »Guck mal, Arno, der Magnus und der Sebastian aus deiner alten Klasse sind in der Zeitung. Die haben dich ja ganz schön zugekleistert.« Na ja, vielleicht so ähnlich. Jedenfalls hob sich plötzlich meine Laune. Wir waren immerhin deutlich besser weggekommen als Arno vor einigen Tagen.

Meine Mutter zeigte sogar Anzeichen von Stolz, ihren Sprössling auf Seite zwei des Lokalteils zu sehen, bat mich aber trotzdem, vorsichtig zu sein und mich bloß nicht an diesen nächtlichen Aktionen derjenigen zu beteiligen, die unsere Plakate wild und verboten anklebten. Das entlockte meinem Vater ein herzliches Lachen und er meinte: »Ich gehe jede Wette ein, dass unser Junior etliche dieser Plakate selber angeklebt hat.«

Da kam mir ausgerechnet Max zu Hilfe. Aus den nachmittäglichen Gerichtsshows im Fernsehen wusste er: »Keiner muss sich selber belasten.«

»Na also«, brummte Papa und sagte zu mir gewandt: »Dein Bruder wird mal Jurist und haut dich später raus. So beschäftigt sich wenigstens einer meiner Söhne mit etwas Sinnvollem.«

»Bis dahin muss ich erst mal zur Schule«, rief ich mit Blick auf die Uhr und raffte meine Sachen zusammen.

Auf dem Weg zur



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